Hallo Ihr!
Meine Zeit in Indien ist so gut wie zu
ende (ich Fliege Samstag morgen zurück) und zum Abschluss war ich
noch einmal in Ajmer (etwa 7 Stunden Zugfahrt von Delhi) und habe
dort den Urs Des Sufi-Mystikers Hazrat Khwaja Moin-u-din Chisti
gefeiert. Während dieser Zeit war ich erneut bei Pir Inam Hassan der
Gudri Shah Order eingeladen bei ihm zu wohnen. Wenn ich ehrlich bin,
ist diese Zeit hier in Ajmer die Zeit, bei der es mir am schwersten
fällt sie in Worte zu fassen, weil so viel innerlich passiert ist.
Ich kam am Freitag, dem 10. Mai in
Ajmer an und zu diesem Zeitpunkt sah die Stadt noch sehr ähnlich
aus, wie ich sie im Januar mit meinem Vater erlebt habe, zwar waren
es etwas mehr Leute, die durch die Straßen gingen, aber alles noch
im Rahmen.
Am Samstag dann sind wir (die Murids
(Schüler) von Pir Inam und ich) zu den Dargahs der früheren Pirs
der Gudri Shah Order gegangen und haben dort etwa 2000 Babas
(meistens alte Muslime und Sufis, die bestimmte Gelübte abgelegt
haben, wie keinen eigenen Besitz zu haben) getroffen. Für diese hat
Pir Inam eine Mahlzeit anrichten lassen (siehe Fotos).
Gegen 3 Uhr Nachmittags haben wir uns
dann zur 4 Stündigen Prozession zur Dargah von Moin-u-din Chisti
aufgemacht. In der Dargah angekommen, war es sowas von voll, dass man
nur durchkam, wenn man sich gegenseitig festhielt und „als Schiff“
durchlief.
Diese Situation hat bei mir einige
Zweifel hochkommen lassen, da bei diese Großen Menschenmengen, die
alle bestenfalls schnellstmöglich zur Dargah wollten und es dadurch
zu viel Gedrängel etc. kam ein Teil der friedlichen und spirituellen
Atmosphäre, die ein solcher Ort wie die Dargah ausstrahlt verloren
geht oder schwerer zu fühlen ist. Ein Großteil dieses Problems ist
natürlich den riesigen Menschenmengen geschuldet, jedoch ist auch
teilweise „hausgemacht“ da die Inder genauso wie auf der Straße
ein anarchisches System der Fortbewegung haben, welches zwar solange
der „Verkehr fließt“ gut und fast unfallfrei funktioniert, aber
sobald es stockt, immer mehr ins Stocken gerät, da alle erster sein
wollen und unbedingt alles sehen wollen, oder auch einfach so mal
stehen bleiben, oder versuchen sich irgendwie doch noch vorbei zu
drängen und dabei den „Gegenverkehr“ blockieren. Auch gab es
Situationen, wo aufgrund der viele Menschen nur noch einige wenige
Personen reingelassen wurden, wie z.B. Pirs (spirituelle Leiter) und
während diese reinkamen, plötzlich alle versuchten mit
reinzukommen... dadurch entwickelte sich auch noch einmal so eine Art
Spiel.
Auf der anderen Seite jedoch ist
natürlich die riesige Menge an gläubigen Menschen sehr
beeindruckend und führt zu einer anderen Atmosphäre.
Gegen 8 Uhr waren wir dann wieder im
Haus von Pir Inam, wo wir zu Abend gegessen haben, uns kurz ausgeruht
haben etc. und Abends, gegen 10:30 uns auf den Weg zur Dargah, bzw
einem Nebenraum der Dargah gemacht haben. Dort haben wir dann die
folgenden Nächte jede Nacht von 11 bis 4:30 Uhr Quavalli
(Sufi-Musik) „erlebt“. Diese Erfahrung ist schwer zu beschreiben.
Auf der einen Seite ist es so, dass ich aufgrund der Menge an
Menschen die meiste Zeit auf Knien sitzen musste (es waren nur die
Sitzarten auf Knien und im Schneidersitz erlaubt) wodurch es sehr
schnell sehr stark zu schmerzen begann, aber von Tag zu Tag wurde der
Quavalli intensiver und ging tiefer, es war auch sehr beeindruckend,
so viele Sufis an einem Ort zu sehen..., es waren wohl etwa 50
Sufi-Pirs mit ihren Murids in Ajmer zur Zeit des Urs.
Hier mal ein Bild vom 1. Tag Quavalli, wo es noch sehr leer war (später hab ich keine Kamera mehr dabei gehabt):
Die Tage, die ich nun in Ajmer war
begannen zu schwimmen, da ich die gesamte Nacht in der Dargah beim
Zuhören, bzw. Erleben verbrachte und am Tag irgendwie wieder Kraft
sammelte um für die nächste Nacht.
Mein Tagesablauf sah in etwa so aus:
10:00 Uhr aufstehen zum Frühstück,
dann wieder schlafen legen.
14:00 Uhr aufstehen zum Mittagessen,
dann irgendwas unternehmen, z.B. erneut Dargah o.ä., zur
Höhle von Moin-u-din Chisti o.ä.
20:00 Uhr Abendessen, dann hinlegen bis
22:00
22:00 aufstehen und für das Gehen zur
Dargah fertig machen
22:30 Auf geht’s zur Dargah
06:00 Schlafen gehen
Dadurch, dass ich am Tag etwa 3 mal
geschlafen habe, dieser Schlafe jedoch nicht wirklich erholsam war,
hätten auch locker 3 Wochen vergangen sein können, es war so als
würde die Zeit schwimmen..
In den letzten 2 Tagen änderte sich
aber nochmal etwas komplett. Die Dargah wurde plötzlich sowas von
voll, dass man sich so gut wie gar nicht mehr fortbewegen konnte,
Wege, die vorher 5 Minuten dauerten konnten jetzt 1 Stunde dauern.
Die einzige Forstbewegungsmöglichkeit war es sich gegenseitig
festzuhalten und vorwärts zu schieben, teilweise 1 Meter vorwärts ½
Meter zurück und so weiter...
Dafür hingegen, waren die letzten 2
Quavallis noch einmal viel intensiver... (es tut mir leid aber das
kann ich nicht wirklich mit Worten beschreiben).
Am Freitag Morgen, dem 17. (Meinem
Abreise Tag) gab es den letzten Quavalli (ab diesem Tag ging die
Ursfeier anders weiter und geht sie immer noch) dieses mal
ausnahmsweise um 10:00 Uhr Morgens für 2 Stunden.
Das bedeutete für die Nacht, dass ich
gerade mal 2 Stunden Schlaf hatte. Diese letzten 2 Stunden Quavalli
waren unglaublich!
Wenn ihr meine Erfahrungen, die
teilweise natürlich sehr persöhnlich sind genauer erfahren wollt
bitte schreibt mich persönlich an. Diese möchte ich nicht unbedingt
öffentlich ins Netz stellen.
…
Viele Grüße noch einmal aus Indien
Christian
If there are still any people reading
my blog who only understand English, please write a message to my
Email-adress: c.schuerings@web.de
so that I know that there is any sense in translating it, otherwise,
I might translate it when I find time for doing it in the future but
don´t really think so.