Hallo Ihr,
ich melde mich mal wieder.
Ich bin jetzt seit ca. 8 Monaten in Indien und die meiste Zeit davon war ich hier im Hope Project im Nizamuddin Basti.
Da jetzt meine Zeit so langsam zu Ende geht (ich fliege in 4 Wochen wieder nach Deutschland) möchte ich gerne mal wieder etwas über die Hope Project schreiben.
Die folgenden Bilder sind aus der Umgebung des Hope Projects, wo ich die letzten 8 Monate gelebt habe:
Der Markt, wo ich die letzten 7 Monate mein Essen eingekauft habe
Hier ist gut zu erkennen wie die Falken im Müll nach etwas essbarem suchen
Hier ist der Eingang der Dargah zu erkennen
Blick auf eine Moshee direkt in der Nähe des Projektes
Jeden Montan ist Markttag im Basti, hier sieht man die Waren die verkauft werden...
Der Gewürzshop, wo es Gewürze zu super günstigen Preisen gibt...
und hier sind noch einige Bilder aus dem Basti, wo meine Nachbarn die leben...
Nach 8 Monaten hier im Hope Project ist es Zeit für mich mal über die ganze Zeit zurückzudenken.
Als ich am 31. August hier in Delhi angekommen bin, war alles komplett neu für mich und wenn ich heute meine ersten Blog-Berichte lese, kommen da natürlich einige Erinnerungen hoch.
So war es für mich am Anfang noch eine Herausforderung mit der ganzen Armut hier in Indien und vor allem im Basti klar zu kommen, als auch mit der Lautstärke und dem Schlachten von Tieren auf der Straße, etc.
Das ist jetzt alles ziemlich normal geworden.
Die ersten 2 Wochen ware somit sehr hart für mich, da ich keinen Europäer getroffen habe und nur wenige Leute im Project wirklich gut Englisch sprechen, wodurch ich mich damals sehr einsam gefühlt habe.
Nach 2 Wochen kamen dann die nächsten Volunteers, wodurch mir die Aufgabe zukam diese einzuführen, ihnen alles zu zeigen und ihnen das Ankommen so einfach wie möglich zu machen.
Die ersten 3 Monate (bis auf die ersten 2 Wochen) waren durchweg positiv, es war alles neu und ich hab mich einfach darauf konzentriert mich hier einzuleben... ein Inder zu werden.
Nach 4 Monaten kam mich mein Vater besuchen und wir haben einige Reise von gut 5 Wochen gemeinsam gemacht. Diese Reise war natürliche in großer Einschnitt, ich war nicht mehr wirklich im Projekt in dieser Zeit aber irgendwie auch nicht wirklich draußen. Es war teilweise schwierig, da die Reise weder am Anfang noch am Ende meines Indien-Aufenthaltes war.
Nach dem Ende dieser Reise, welche für mich mit dem Urs von Hazrat Inayat Khan endete, war ich vom Gefühl her nicht mehr zu 100 Prozent in Indien, da ich während der Reise vieles nicht mehr von innen sondern eher wie ein Tourist von außen gesehen habe.
So habe ich die ersten 4 Monate mich versucht anzupassen und von innen alles zu sehen und hatte während dieser Zeit auch sehr viel Kontakt zu den Indern, vor allem in der Umgebung des Projektes, im Basti, ein teil dieses Anpassens war auch das Erlernen von Hindi, was es mir sowohl ermöglicht hat leichter in Kontakt mit den Indern zu kommen, als auch mir die Kultur mehr zu verstehen erleichtert hat.
Die Inder sprechen sehr "passivisch", so kann man z.B. nichts besitzen, es kann nur etwas bei einem sein, da man nach dem Tod es auch nicht mehr besitzen kann.
Als ich nach der Reise, welche sehr schön war und mir viele Erfahrungen in Indien brachte, wieder im Projekt anfing zu arbeiten, gab es zu allererst einen Konflikt zwischen Samiur, dem Exicutive Director und mir, welcher mich noch weiter aus dem als Inder fühlen raus gebracht hat und erste große Zweifel aufkommen lassen hat. Der Konflikt ist wohl auf den anderen Kulturen zu erklären. (wenn ihr genaueres dazu wissen wollt, schreibt mich doch einfach an)
Desweiteren ist mir aufgrund meiner erworbenen Fähigkeit Hindi zu sprechen aufgefallen, dass die Inder (auch einige im Projekt) teilweise sehr schlecht über Volunteers und Weiße an sich sprechen, was mich verletzt hat, da wir als Volunteers ja hierhin kommen um zu helfen und somit meiner Auffassung nach geschätzt werden sollten. Nach einigen guten Gesprächen mit Freunden darüber, habe ich dazu für mich Lösungen gefunden, sie einfach direkt darauf anzusprechen, was meistens ganz gut geklappt hat und wir teilweise sogar in ein Gespräch gekommen sind.
Eine andere Art von Wertschätzung habe ich in den letzten Wochen aber stark wahrgenommen und die Arbeit macht wieder Spaß, gerade dadurch dass ich wieder mehr Verantwortung übernehme. Auch hatte ich zuletzt einige sehr gute Gespräche mit Samiur Rahman, dem Exicutive Direktor.
Auch kann ich sagen, dass mir die Mentalität der Inder sehr gut gefällt, beispielsweise ihre Offenheit und das einfache kommunizieren miteinander. Für die Inder ist an sich die Gastfreundschaft super wichtig, was ich auch häufig gespürt habe. Einige Ausnahmen sind natürlich nicht zu vermeiden...
Was meiner Meinung nach jedoch ein sehr großes Problem ist, ist dass die Finanzierung Projektes zu einem Großteil auf Spenden basiert (über 90%), das Projekt aber dennoch weiter wächst und mehr Effort in das Wachsen steckt, was unter anderem auf höhere Erwartungen der Bedürftigen zurückzuführen ist, und sich das Projekt nicht in Richtung Selbstfinanzierung zu entwickeln scheint.
Der Fakt, dass das Projekt zu so einem großen Anteil auf Spenden basierend ist, führt zu einem großen Risiko.
Außerdem ist eine erhöhte Erwartungshaltung der Bedürftigen, welche teilweise denken die Europäer hätten immer genug Geld (was auch nur teilweise stimmt, wenn man sich die Mittelschicht der Inder anschaut sind diese auch nicht gerade schlecht betucht) und das Geld würde immer weiter kommen, meiner Meinung nach sehr schädlich und riskant (was, wenn es Deutschland (die Meisten Spenden stammen daher) plötzlich nicht mehr so gut geht und die Spenden sich stark verringern?). Meiner Meinung nach führt es auch dazu, dass die Wertschätzung dessen, dass es freiwillige Spenden sind immer geringer wird.
Das soll natürlich nicht bedeuten, dass man plötzlich aufhören sollte zu spenden aber vielleicht auch mehr darum kümmern sollte, die teilweise vorkommende Unproduktivität zu verringern und dem Projekt Know How zur Verfügung zu stellen um die Spenden besser zu nutzen.
Ich kann auf jeden Fall sagen, dass im Projekt an sich eine super Arbeit geleistet wird, die Ideen und Ideale sind super und werden auch größtenteils gut umgesetzt auch die Idee, dass jedem der in Not ist geholfen werden soll und es das Projekt es meines Wissens nach super hin bekommt den Menschen in der Umgebung, speziell im Basti, zu helfen. Auch ist es gut den Indern Verantwortung zu geben, wie es getan wurde und sie selbstständig zu machen, was vielleicht als Ziel auch demnächst in finanzieller Natur (zumindest teilweise) möglich sein könnte.
Wie schon oben gesagt fliege ich ja in 4 Wochen wieder nach Hause. Während meiner letzten 4 Wochen hier werde ich noch zum Urs (Todesfeier) von Moin-u-din Chisti für 5 Tage nach Ajmer fahren, wo etwa 1 Millionen Pilger erwartet werden, ansonsten noch einen schönen Abschluss hier im Projekt machen.
Vor etwa 2 Wochen habe ich endlich (nach knapp 8 Monaten Indien) das Taj Mahal in Agra besichtigt.
Es ist zwar ein beeindruckendes Bauwerk, aber meiner Meinung nach von innen leer. So gibt es sehr viele Tempel oder Moscheen, die mir aufgrund der Atmosphäre um einiges besser gefallen, als diese Touristenattraktion...
Im folgenden hab ich noch einige Bilder, die ich in letzter Zeit gemacht habe hochgeladen:
der Ganges in Rishikesh mit einem Affen davor
hier noch ein Bild einer meiner Klassen, die ich unterrichte
Alles Liebe und bis bald
Christian
I hope I will find time to translate it in English soon...