Mittwoch, 22. Mai 2013

Reise nach Ajmer zum Urs von Moin-u-din Chisti

Hallo Ihr!

Meine Zeit in Indien ist so gut wie zu ende (ich Fliege Samstag morgen zurück) und zum Abschluss war ich noch einmal in Ajmer (etwa 7 Stunden Zugfahrt von Delhi) und habe dort den Urs Des Sufi-Mystikers Hazrat Khwaja Moin-u-din Chisti gefeiert. Während dieser Zeit war ich erneut bei Pir Inam Hassan der Gudri Shah Order eingeladen bei ihm zu wohnen. Wenn ich ehrlich bin, ist diese Zeit hier in Ajmer die Zeit, bei der es mir am schwersten fällt sie in Worte zu fassen, weil so viel innerlich passiert ist.

Ich kam am Freitag, dem 10. Mai in Ajmer an und zu diesem Zeitpunkt sah die Stadt noch sehr ähnlich aus, wie ich sie im Januar mit meinem Vater erlebt habe, zwar waren es etwas mehr Leute, die durch die Straßen gingen, aber alles noch im Rahmen.
Am Samstag dann sind wir (die Murids (Schüler) von Pir Inam und ich) zu den Dargahs der früheren Pirs der Gudri Shah Order gegangen und haben dort etwa 2000 Babas (meistens alte Muslime und Sufis, die bestimmte Gelübte abgelegt haben, wie keinen eigenen Besitz zu haben) getroffen. Für diese hat Pir Inam eine Mahlzeit anrichten lassen (siehe Fotos).














Gegen 3 Uhr Nachmittags haben wir uns dann zur 4 Stündigen Prozession zur Dargah von Moin-u-din Chisti aufgemacht. In der Dargah angekommen, war es sowas von voll, dass man nur durchkam, wenn man sich gegenseitig festhielt und „als Schiff“ durchlief.











Diese Situation hat bei mir einige Zweifel hochkommen lassen, da bei diese Großen Menschenmengen, die alle bestenfalls schnellstmöglich zur Dargah wollten und es dadurch zu viel Gedrängel etc. kam ein Teil der friedlichen und spirituellen Atmosphäre, die ein solcher Ort wie die Dargah ausstrahlt verloren geht oder schwerer zu fühlen ist. Ein Großteil dieses Problems ist natürlich den riesigen Menschenmengen geschuldet, jedoch ist auch teilweise „hausgemacht“ da die Inder genauso wie auf der Straße ein anarchisches System der Fortbewegung haben, welches zwar solange der „Verkehr fließt“ gut und fast unfallfrei funktioniert, aber sobald es stockt, immer mehr ins Stocken gerät, da alle erster sein wollen und unbedingt alles sehen wollen, oder auch einfach so mal stehen bleiben, oder versuchen sich irgendwie doch noch vorbei zu drängen und dabei den „Gegenverkehr“ blockieren. Auch gab es Situationen, wo aufgrund der viele Menschen nur noch einige wenige Personen reingelassen wurden, wie z.B. Pirs (spirituelle Leiter) und während diese reinkamen, plötzlich alle versuchten mit reinzukommen... dadurch entwickelte sich auch noch einmal so eine Art Spiel.
Auf der anderen Seite jedoch ist natürlich die riesige Menge an gläubigen Menschen sehr beeindruckend und führt zu einer anderen Atmosphäre.








Gegen 8 Uhr waren wir dann wieder im Haus von Pir Inam, wo wir zu Abend gegessen haben, uns kurz ausgeruht haben etc. und Abends, gegen 10:30 uns auf den Weg zur Dargah, bzw einem Nebenraum der Dargah gemacht haben. Dort haben wir dann die folgenden Nächte jede Nacht von 11 bis 4:30 Uhr Quavalli (Sufi-Musik) „erlebt“. Diese Erfahrung ist schwer zu beschreiben. Auf der einen Seite ist es so, dass ich aufgrund der Menge an Menschen die meiste Zeit auf Knien sitzen musste (es waren nur die Sitzarten auf Knien und im Schneidersitz erlaubt) wodurch es sehr schnell sehr stark zu schmerzen begann, aber von Tag zu Tag wurde der Quavalli intensiver und ging tiefer, es war auch sehr beeindruckend, so viele Sufis an einem Ort zu sehen..., es waren wohl etwa 50 Sufi-Pirs mit ihren Murids in Ajmer zur Zeit des Urs.

Hier mal ein Bild vom 1. Tag Quavalli, wo es noch sehr leer war (später hab ich keine Kamera mehr dabei gehabt):





Die Tage, die ich nun in Ajmer war begannen zu schwimmen, da ich die gesamte Nacht in der Dargah beim Zuhören, bzw. Erleben verbrachte und am Tag irgendwie wieder Kraft sammelte um für die nächste Nacht.
Mein Tagesablauf sah in etwa so aus:
10:00 Uhr aufstehen zum Frühstück, dann wieder schlafen legen.
14:00 Uhr aufstehen zum Mittagessen, dann irgendwas unternehmen, z.B. erneut Dargah o.ä., zur Höhle von Moin-u-din Chisti o.ä.
20:00 Uhr Abendessen, dann hinlegen bis 22:00
22:00 aufstehen und für das Gehen zur Dargah fertig machen
22:30 Auf geht’s zur Dargah
06:00 Schlafen gehen
Dadurch, dass ich am Tag etwa 3 mal geschlafen habe, dieser Schlafe jedoch nicht wirklich erholsam war, hätten auch locker 3 Wochen vergangen sein können, es war so als würde die Zeit schwimmen..
In den letzten 2 Tagen änderte sich aber nochmal etwas komplett. Die Dargah wurde plötzlich sowas von voll, dass man sich so gut wie gar nicht mehr fortbewegen konnte, Wege, die vorher 5 Minuten dauerten konnten jetzt 1 Stunde dauern. Die einzige Forstbewegungsmöglichkeit war es sich gegenseitig festzuhalten und vorwärts zu schieben, teilweise 1 Meter vorwärts ½ Meter zurück und so weiter...
Dafür hingegen, waren die letzten 2 Quavallis noch einmal viel intensiver... (es tut mir leid aber das kann ich nicht wirklich mit Worten beschreiben).
Am Freitag Morgen, dem 17. (Meinem Abreise Tag) gab es den letzten Quavalli (ab diesem Tag ging die Ursfeier anders weiter und geht sie immer noch) dieses mal ausnahmsweise um 10:00 Uhr Morgens für 2 Stunden.
Das bedeutete für die Nacht, dass ich gerade mal 2 Stunden Schlaf hatte. Diese letzten 2 Stunden Quavalli waren unglaublich!

Wenn ihr meine Erfahrungen, die teilweise natürlich sehr persöhnlich sind genauer erfahren wollt bitte schreibt mich persönlich an. Diese möchte ich nicht unbedingt öffentlich ins Netz stellen.

Viele Grüße noch einmal aus Indien
Christian

If there are still any people reading my blog who only understand English, please write a message to my Email-adress: c.schuerings@web.de so that I know that there is any sense in translating it, otherwise, I might translate it when I find time for doing it in the future but don´t really think so.