Mittwoch, 5. Juni 2013

Seit 10 Tagen wieder zu Hause...

Hallo ihr,

Meine Zeit in Indien ist vor 10 Tagen zu Ende gegangen und es war sehr komisch wieder in Deutschland zu sein... vollkommen bin ich immer noch nicht wieder da.. Die Reise ist echt super gelaufen.. ich war binnen 11 1/2 Stunden über Istanbul nach Deutschland geflogen und 3 1/2 Stunden später schon zu Hause. Da ich Indien auch ein bisschen vermisse und es komisch ist, dass es jetzt vorbei ist, habe ich mich die ganze Zeit davor gescheut den Abschluss post hier im Blog zu schreiben...

Insgesamt kann ich über meine Zeit in Indien sagen, dass sie sich vollends gelohnt hat. Ich habe sehr viel mitnehmen können und auch helfen können. Gerade in den letzten Wochen habe ich noch einmal sehr viel Lob erhalten, was mir, wo die Wertschätzung zwischendurch nicht so ausgeprägt war, viel leichter gemacht hat die letzten Tage zu genießen.
Jetzt geht es für mich wie folgt weiter:
Ich werde am 17. Juni ins Sommercamp in die Schweiz fahren und dort für 3 Monate arbeiten.
Danach werde ich ab dem Wintersemester in Landau Umweltwissenschaften studieren.

Hier nocheinmal ein Dankeschön an euch alle, die ihr meinen Blog verfolgt habt.
Solltet ihr noch irgendwelche Fragen o.ä. haben, könnt ihr euch gerne noch per Email an c.schuerings@web.de melden.

Liebe Grüße
Christian

Mittwoch, 22. Mai 2013

Reise nach Ajmer zum Urs von Moin-u-din Chisti

Hallo Ihr!

Meine Zeit in Indien ist so gut wie zu ende (ich Fliege Samstag morgen zurück) und zum Abschluss war ich noch einmal in Ajmer (etwa 7 Stunden Zugfahrt von Delhi) und habe dort den Urs Des Sufi-Mystikers Hazrat Khwaja Moin-u-din Chisti gefeiert. Während dieser Zeit war ich erneut bei Pir Inam Hassan der Gudri Shah Order eingeladen bei ihm zu wohnen. Wenn ich ehrlich bin, ist diese Zeit hier in Ajmer die Zeit, bei der es mir am schwersten fällt sie in Worte zu fassen, weil so viel innerlich passiert ist.

Ich kam am Freitag, dem 10. Mai in Ajmer an und zu diesem Zeitpunkt sah die Stadt noch sehr ähnlich aus, wie ich sie im Januar mit meinem Vater erlebt habe, zwar waren es etwas mehr Leute, die durch die Straßen gingen, aber alles noch im Rahmen.
Am Samstag dann sind wir (die Murids (Schüler) von Pir Inam und ich) zu den Dargahs der früheren Pirs der Gudri Shah Order gegangen und haben dort etwa 2000 Babas (meistens alte Muslime und Sufis, die bestimmte Gelübte abgelegt haben, wie keinen eigenen Besitz zu haben) getroffen. Für diese hat Pir Inam eine Mahlzeit anrichten lassen (siehe Fotos).














Gegen 3 Uhr Nachmittags haben wir uns dann zur 4 Stündigen Prozession zur Dargah von Moin-u-din Chisti aufgemacht. In der Dargah angekommen, war es sowas von voll, dass man nur durchkam, wenn man sich gegenseitig festhielt und „als Schiff“ durchlief.











Diese Situation hat bei mir einige Zweifel hochkommen lassen, da bei diese Großen Menschenmengen, die alle bestenfalls schnellstmöglich zur Dargah wollten und es dadurch zu viel Gedrängel etc. kam ein Teil der friedlichen und spirituellen Atmosphäre, die ein solcher Ort wie die Dargah ausstrahlt verloren geht oder schwerer zu fühlen ist. Ein Großteil dieses Problems ist natürlich den riesigen Menschenmengen geschuldet, jedoch ist auch teilweise „hausgemacht“ da die Inder genauso wie auf der Straße ein anarchisches System der Fortbewegung haben, welches zwar solange der „Verkehr fließt“ gut und fast unfallfrei funktioniert, aber sobald es stockt, immer mehr ins Stocken gerät, da alle erster sein wollen und unbedingt alles sehen wollen, oder auch einfach so mal stehen bleiben, oder versuchen sich irgendwie doch noch vorbei zu drängen und dabei den „Gegenverkehr“ blockieren. Auch gab es Situationen, wo aufgrund der viele Menschen nur noch einige wenige Personen reingelassen wurden, wie z.B. Pirs (spirituelle Leiter) und während diese reinkamen, plötzlich alle versuchten mit reinzukommen... dadurch entwickelte sich auch noch einmal so eine Art Spiel.
Auf der anderen Seite jedoch ist natürlich die riesige Menge an gläubigen Menschen sehr beeindruckend und führt zu einer anderen Atmosphäre.








Gegen 8 Uhr waren wir dann wieder im Haus von Pir Inam, wo wir zu Abend gegessen haben, uns kurz ausgeruht haben etc. und Abends, gegen 10:30 uns auf den Weg zur Dargah, bzw einem Nebenraum der Dargah gemacht haben. Dort haben wir dann die folgenden Nächte jede Nacht von 11 bis 4:30 Uhr Quavalli (Sufi-Musik) „erlebt“. Diese Erfahrung ist schwer zu beschreiben. Auf der einen Seite ist es so, dass ich aufgrund der Menge an Menschen die meiste Zeit auf Knien sitzen musste (es waren nur die Sitzarten auf Knien und im Schneidersitz erlaubt) wodurch es sehr schnell sehr stark zu schmerzen begann, aber von Tag zu Tag wurde der Quavalli intensiver und ging tiefer, es war auch sehr beeindruckend, so viele Sufis an einem Ort zu sehen..., es waren wohl etwa 50 Sufi-Pirs mit ihren Murids in Ajmer zur Zeit des Urs.

Hier mal ein Bild vom 1. Tag Quavalli, wo es noch sehr leer war (später hab ich keine Kamera mehr dabei gehabt):





Die Tage, die ich nun in Ajmer war begannen zu schwimmen, da ich die gesamte Nacht in der Dargah beim Zuhören, bzw. Erleben verbrachte und am Tag irgendwie wieder Kraft sammelte um für die nächste Nacht.
Mein Tagesablauf sah in etwa so aus:
10:00 Uhr aufstehen zum Frühstück, dann wieder schlafen legen.
14:00 Uhr aufstehen zum Mittagessen, dann irgendwas unternehmen, z.B. erneut Dargah o.ä., zur Höhle von Moin-u-din Chisti o.ä.
20:00 Uhr Abendessen, dann hinlegen bis 22:00
22:00 aufstehen und für das Gehen zur Dargah fertig machen
22:30 Auf geht’s zur Dargah
06:00 Schlafen gehen
Dadurch, dass ich am Tag etwa 3 mal geschlafen habe, dieser Schlafe jedoch nicht wirklich erholsam war, hätten auch locker 3 Wochen vergangen sein können, es war so als würde die Zeit schwimmen..
In den letzten 2 Tagen änderte sich aber nochmal etwas komplett. Die Dargah wurde plötzlich sowas von voll, dass man sich so gut wie gar nicht mehr fortbewegen konnte, Wege, die vorher 5 Minuten dauerten konnten jetzt 1 Stunde dauern. Die einzige Forstbewegungsmöglichkeit war es sich gegenseitig festzuhalten und vorwärts zu schieben, teilweise 1 Meter vorwärts ½ Meter zurück und so weiter...
Dafür hingegen, waren die letzten 2 Quavallis noch einmal viel intensiver... (es tut mir leid aber das kann ich nicht wirklich mit Worten beschreiben).
Am Freitag Morgen, dem 17. (Meinem Abreise Tag) gab es den letzten Quavalli (ab diesem Tag ging die Ursfeier anders weiter und geht sie immer noch) dieses mal ausnahmsweise um 10:00 Uhr Morgens für 2 Stunden.
Das bedeutete für die Nacht, dass ich gerade mal 2 Stunden Schlaf hatte. Diese letzten 2 Stunden Quavalli waren unglaublich!

Wenn ihr meine Erfahrungen, die teilweise natürlich sehr persöhnlich sind genauer erfahren wollt bitte schreibt mich persönlich an. Diese möchte ich nicht unbedingt öffentlich ins Netz stellen.

Viele Grüße noch einmal aus Indien
Christian

If there are still any people reading my blog who only understand English, please write a message to my Email-adress: c.schuerings@web.de so that I know that there is any sense in translating it, otherwise, I might translate it when I find time for doing it in the future but don´t really think so.




Montag, 29. April 2013

in weniger als 4 Wochen komm ich zurück nach Hause...

Hallo Ihr,
ich melde mich mal wieder.

Ich bin jetzt seit ca. 8 Monaten in Indien und die meiste Zeit davon war ich hier im Hope Project im Nizamuddin Basti.
Da jetzt meine Zeit so langsam zu Ende geht (ich fliege in 4 Wochen wieder nach Deutschland) möchte ich gerne mal wieder etwas über die Hope Project schreiben.

Die folgenden Bilder sind aus der Umgebung des Hope Projects, wo ich die letzten 8 Monate gelebt habe:



 Der Markt, wo ich die letzten 7 Monate mein Essen eingekauft habe


Hier ist gut zu erkennen wie die Falken im Müll nach etwas essbarem suchen

 Hier ist der Eingang der Dargah zu erkennen

 Blick auf eine Moshee direkt in der Nähe des Projektes

 Jeden Montan ist Markttag im Basti, hier sieht man die Waren die verkauft werden...
 Der Gewürzshop, wo es Gewürze zu super günstigen Preisen gibt...


und hier sind noch einige Bilder aus dem Basti, wo meine Nachbarn die leben...









Nach 8 Monaten hier im Hope Project ist es Zeit für mich mal über die ganze Zeit zurückzudenken.

Als ich am 31. August hier in Delhi angekommen bin, war alles komplett neu für mich und wenn ich heute meine ersten Blog-Berichte lese, kommen da natürlich einige Erinnerungen hoch.
So war es für mich am Anfang noch eine Herausforderung mit der ganzen Armut hier in Indien und vor allem im Basti klar zu kommen, als auch mit der Lautstärke und dem Schlachten von Tieren auf der Straße, etc.
Das ist jetzt alles ziemlich normal geworden.

Die ersten 2 Wochen ware somit sehr hart für mich, da ich keinen Europäer getroffen habe und nur wenige Leute im Project wirklich gut Englisch sprechen, wodurch ich mich damals sehr einsam gefühlt habe.

Nach 2 Wochen kamen dann die nächsten Volunteers, wodurch mir die Aufgabe zukam diese einzuführen, ihnen alles zu zeigen und ihnen das Ankommen so einfach wie möglich zu machen.
Die ersten 3 Monate (bis auf die ersten 2 Wochen) waren durchweg positiv, es war alles neu und ich hab mich einfach darauf konzentriert mich hier einzuleben... ein Inder zu werden.

Nach 4 Monaten kam mich mein Vater besuchen und wir haben einige Reise von gut 5 Wochen gemeinsam gemacht. Diese Reise war natürliche in großer Einschnitt, ich war nicht mehr wirklich im Projekt in dieser Zeit  aber irgendwie auch nicht wirklich draußen. Es war teilweise schwierig, da die Reise weder am Anfang noch am Ende meines Indien-Aufenthaltes war.
Nach dem Ende dieser Reise, welche für mich mit dem Urs von Hazrat Inayat Khan endete, war ich vom Gefühl her nicht mehr zu 100 Prozent in Indien, da ich während der Reise vieles nicht mehr von innen sondern eher wie ein Tourist von außen gesehen habe.
So habe ich die ersten 4 Monate mich versucht anzupassen und von innen alles zu sehen und hatte während dieser Zeit auch sehr viel Kontakt zu den Indern, vor allem in der Umgebung des Projektes, im Basti, ein teil dieses Anpassens war auch das Erlernen von Hindi, was es mir sowohl ermöglicht hat leichter in Kontakt mit den Indern zu kommen, als auch mir die Kultur mehr zu verstehen erleichtert hat.
Die Inder sprechen sehr "passivisch", so kann man z.B. nichts besitzen, es kann nur etwas bei einem sein, da man nach dem Tod es auch nicht mehr besitzen kann.

Als ich nach der Reise, welche sehr schön war und mir viele Erfahrungen in Indien brachte, wieder im Projekt anfing zu arbeiten, gab es zu allererst einen Konflikt zwischen Samiur, dem Exicutive Director und mir, welcher mich noch weiter aus dem als Inder fühlen raus gebracht hat und erste große Zweifel aufkommen lassen hat. Der Konflikt ist wohl auf den anderen Kulturen zu erklären. (wenn ihr genaueres dazu wissen wollt, schreibt mich doch einfach an)
Desweiteren ist mir aufgrund meiner erworbenen Fähigkeit Hindi zu sprechen aufgefallen, dass die Inder (auch einige im Projekt) teilweise sehr schlecht über Volunteers und Weiße an sich sprechen, was mich verletzt hat, da wir als Volunteers ja hierhin kommen um zu helfen und somit meiner Auffassung nach geschätzt werden sollten. Nach einigen guten Gesprächen mit Freunden darüber, habe ich dazu für mich Lösungen gefunden, sie einfach direkt darauf anzusprechen, was meistens ganz gut geklappt hat und wir teilweise sogar in ein Gespräch gekommen sind.
Eine andere Art von Wertschätzung habe ich in den letzten Wochen aber stark  wahrgenommen und die Arbeit macht wieder Spaß, gerade dadurch dass ich wieder mehr Verantwortung übernehme. Auch hatte ich zuletzt einige sehr gute Gespräche mit Samiur Rahman, dem Exicutive Direktor.
Auch kann ich sagen, dass mir die Mentalität der Inder sehr gut gefällt, beispielsweise ihre Offenheit und das einfache kommunizieren miteinander. Für die Inder ist  an sich die Gastfreundschaft super wichtig, was ich auch häufig gespürt habe. Einige Ausnahmen sind natürlich nicht zu vermeiden...

Was meiner Meinung nach jedoch ein sehr großes Problem ist, ist dass die Finanzierung Projektes zu einem Großteil auf Spenden basiert (über 90%), das Projekt aber dennoch weiter wächst und mehr Effort in das Wachsen steckt, was unter anderem auf höhere Erwartungen der Bedürftigen zurückzuführen ist, und sich das Projekt nicht in Richtung Selbstfinanzierung zu entwickeln scheint.
Der Fakt, dass das Projekt zu so einem großen Anteil auf Spenden basierend ist, führt zu einem großen Risiko.
Außerdem ist eine erhöhte Erwartungshaltung der Bedürftigen, welche teilweise denken die Europäer hätten immer genug Geld (was auch nur teilweise stimmt, wenn man sich die Mittelschicht der Inder anschaut sind diese auch nicht gerade schlecht betucht) und das Geld würde immer weiter kommen, meiner Meinung nach sehr schädlich und riskant (was, wenn es Deutschland (die Meisten Spenden stammen daher) plötzlich nicht mehr so gut geht und die Spenden sich stark verringern?). Meiner Meinung nach führt es auch dazu, dass die Wertschätzung dessen, dass es freiwillige Spenden sind immer geringer wird.
Das soll natürlich nicht bedeuten, dass man plötzlich aufhören sollte zu spenden aber vielleicht auch mehr darum kümmern sollte, die teilweise vorkommende Unproduktivität zu verringern und dem Projekt Know How zur Verfügung zu stellen um die Spenden besser zu nutzen.

Ich kann auf jeden Fall sagen, dass im Projekt an sich eine super Arbeit geleistet wird, die Ideen und Ideale sind super und werden auch größtenteils gut umgesetzt auch die Idee, dass jedem der in Not ist geholfen werden soll und es das Projekt es meines Wissens nach super hin bekommt den Menschen in der Umgebung, speziell im Basti, zu helfen. Auch ist es gut den Indern Verantwortung zu geben, wie es getan wurde und sie selbstständig zu machen, was vielleicht als Ziel auch demnächst in finanzieller Natur (zumindest teilweise) möglich sein könnte.

Wie schon oben gesagt fliege ich ja in 4 Wochen wieder nach Hause. Während meiner letzten 4 Wochen hier werde ich noch zum Urs (Todesfeier) von Moin-u-din Chisti für 5 Tage nach Ajmer fahren, wo etwa 1 Millionen Pilger erwartet werden, ansonsten noch einen schönen Abschluss hier im Projekt machen.

Vor etwa 2 Wochen habe ich endlich (nach knapp 8 Monaten Indien) das Taj Mahal in Agra besichtigt.
Es ist zwar ein beeindruckendes Bauwerk, aber meiner Meinung nach von innen leer. So gibt es sehr viele Tempel oder Moscheen, die mir aufgrund der Atmosphäre um einiges besser gefallen, als diese Touristenattraktion...





Im folgenden hab ich noch einige Bilder, die ich in letzter Zeit gemacht habe hochgeladen:

 der Ganges in Rishikesh mit einem Affen davor













 hier noch ein Bild einer meiner Klassen, die ich unterrichte





Alles Liebe und bis bald
Christian

I hope I will find time to translate it in English soon...